Genomischer Inzuchtkoeffizient
Der genomische Inzuchtkoeffizient (Lexikon) gibt an, welcher Anteil des Genoms durch Verwandtschaft der Elterntiere bei einem Nachkommen identisch ist. Der GIK-Wert wird direkt aus der DNA des untersuchten Tieres erhoben und bildet die tatsächliche Situation im Genom des untersuchten Tieres ab. Der aus Stammbaumdaten der letzten 5-6 Generationen errechnete Inzuchtkoeffizient (IK) ist damit nicht korreliert und nicht dazu geeignet die individuelle Lage korrekt darzustellen.
Bitte beachten Sie: Je nach Auflösung des verwendeten SNP-Array resultieren unterschiedliche GIK - Werte.
Hat der verwendete Chip eine geringe Auflösung, sind die GIK-Werte niedriger. Der dann vermeintlich bessere Wert zeigt nicht eine bessere Inzuchtlage an, sondern beruht jedoch lediglich auf dem "Übersehen" von Inzuchtbereichen geringer Ausdehnung.
Die Wahl des richtigen Arrays (SNP-Chips) richtet sich nach der untersuchten Tierart, der in der Zuchtpraxis bisher angewandten Inzucht sowie der Breite der vorhandenen Zuchtbasis.
Vorteil der genomischen Bewertung
Der genomische Inzuchtkoeffizient spiegelt direkt die Wahrscheinlichkeit wieder, dass aufgrund von Inzucht Erbanlagen in reinerbigem Zustand vorliegen.
Dies gilt sowohl für Erbanlagen zu erwünschten Leistungsparametern und rasse-spezifischen Merkmalen, als auch für die Vererbung schädlicher, rezessive Erbanlagen.
Je höher der GIK-Wert, desto größer die Inzucht und umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass auch seltene rezessive Erbanlagen reinerbig zusammenkommen und ihre Wirkung entfalten können.
Bewertung nach Herkunft
Bei der Bewertung müssen die jeweiligen Hintergründe des untersuchten Tieres berücksichtigt werden:
- Tiere, die einer Rasse angehören, die durch Inzucht etabliert wurde und in der über viele Generationen hinweg Inzucht praktiziert wurde. In solchen Population mit sehr hohen mittleren Inzuchtwerten, können Einzeltiere bei gutem Allgemeinbefinden hohe GIK-Werte (>30%) aufweisen. Hintergrund ist das während der Rasseetablierung erfolgte ‘purging’ (Link zu Wikipediabeitrag)
- Bei Tieren aus Populationen mit geringer allgemeiner Inzucht (< 10 %) wären GIK-Werte über 25% ein deutliches Zeichen einer sehr engen Verwandtschaft der Elterntiere. Bei solchen Population führen ‘Inzestpaarungen’ immer zu einem erhöhten Risiko, dass seltene rezessive Defektallele reinerbig zusammenkommen.
Generell bedeuten hohe individuelle GIK-Werte keine Zuchteinschränkung. Allerdings ist es wichtig, für diese Tiere einen Zuchtpartner zu finden, mit dem die jeweils gegebenen ingezüchteten Bereiche im Genom ausgeglichen werden können. Unsere Tools zur Paarungsplanung helfen hier sowohl bei Bewertungen als Einzelpaar, als auch bei der Anfertigung kompletter Ranglisten einer Zuchtpopulation.
Beispiel Einzeltierbefund
GIK- und HE-Befunde in der Online-Tierakte
- Der Heterozygotiegrad wird als prozentualer Wert abgebildet.
- Der genomische Inzuchtkoeffizient wird ebenfalls als Prozentwert innerhalb eines farbigen Balkens angezeigt. Die Farbe und Länge des Balkens geben Aufschluss über den Grad der Inzucht. Ein grüner Balken deutet auf einen geringen Wert hin, während ein roter Balken auf einen höheren Wert hinweist. Die Werte reichen von 0 bis 50, da Werte über 50% nicht erwartet werden. Eine gestrichelte Linie zeigt den aktuellen mittleren Inzuchtwert der untersuchten Tiere der betreffenden Population an.
- Der graue Rahmen in diesem Diagramm zeigt die Position des untersuchten Tieres im Vergleich zu anderen Tieren in der Population. In diesem Beispiel befindet hat das Tier einen Wert von 9,5%. Damit ist es im zweiten Balken, der Tiere mit ähnlichen Werten (5-10%) repräsentiert. Die farbige Zahl über dem Balken gibt an, dass 7,25% aller Tiere in der Population ebenfalls Werte zwischen 5% und 10% haben. Im benachbarten Balken, der Werte von 10-15% abbildet, befinden sich 17,39% aller Tiere der verfügbaren Populationsdaten.
- Die Auswahlmöglichkeiten auf der linken Seite ermöglichen es, das untersuchte Tier im Vergleich zu verschiedenen Gruppierungen anzuzeigen, sofern Daten dazu gegeben sind.