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Genetische Vielfalt auf SNP-Marker Basis

Was ist Inzucht?

Inzucht (oder im Volksmund auch „Überzüchtung“ genannt) ist derzeit ein viel diskutierter Begriff. Bei der Zucht von Rassen spielte die Inzucht, also das Verpaaren nah verwandter Tiere, eine wichtige Rolle, da sie zur Entwicklung der typischen Merkmale wie Farbe, Größe und Fellbeschaffenheit beigetragen hat. Allerdings birgt Inzucht Risiken. Sie führt zu einer Verarmung des Genpools, da wichtige Erbinformationen verloren gehen, die für die Gesundheit und Vitalität der Tiere von entscheidender Bedeutung sind. Die genetische Vielfalt nimmt ab, was wiederum das Auftreten von Erbkrankheiten begünstigen kann. Zum Beispiel kann die gesunde Variante eines Krankheitsgens „verlorengehen“, die normalerweise vor dem Ausbruch der Krankheit schützt. Tiere, die stark von Inzucht betroffen sind, haben oft eine verkürzte Lebenserwartung, sind anfälliger für Autoimmunerkrankungen und zeigen möglicherweise Wesensprobleme. Darüber hinaus können sie kleinere Würfe haben.

Die generelle Fitness von Individuen steht in direktem Zusammenhang mit ihrer genetischen Vielfalt. Wenn ein Tier unfit ist und häufig zum Tierarzt muss, kann der Grund dafür ein hoher Inzuchtgrad sein. Die folgende Grafik verdeutlicht Erkenntnisse, die aus einer aktuellen US-amerikanischen Studie hervorgehen: den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit, mit der bestimmte Hunde einer Rasse unplanmäßige Tierarztbesuche aufweisen, und dem genomischen Inzuchtkoeffizienten, der als wichtiger Maß für Inzucht und genetische Vielfalt dient.

Anzahl unplanmäßiger Tierarztbesuche von bestimmten Hunderassen im Verhältnis zu Ihrem Inzuchtkoeffizienten Quelle: (Bannasch, D., Famula, T., Donner, J. et al. The effect of inbreeding, body size and morphology on health in dog breeds. Canine Genet Epidemiol 8, 12 (2021). https://doi.org/10.1186/s40575-021-00111-4)

 

Rassetier, aber nicht „überzüchtet“ – ist das möglich?

Wenn man sich für eine bestimmte Rasse entscheidet, sollte man sich bewusst sein, dass Inzucht an ihrer Entstehung beteiligt war. Aus der oben genannten Studie geht außerdem hervor, dass im Durchschnitt die 227 untersuchten Hunderassen so stark ingezüchtet sind, dass die Elterntiere so nah verwandt wie Vollgeschwister oder sogar näher sind. Allerdings sind nicht alle Hunde gleich stark betroffen.  Die Ergebnisse unserer eigenen Untersuchung haben gezeigt, dass auch innerhalb stärker betroffener Rassen Tiere mit unbedenklichen Inzuchtwerten zu finden sind. Die Identifizierung dieser genetisch vielfältigeren Individuen innerhalb einer Rasse bietet die Möglichkeit, diese gezielt für effektives Inzuchtmanagement einzusetzen.

Test auf Inzucht und Fitness

generatio bietet einen Test an, mit dem die wichtigen Parameter der Inzucht und Fitness erfasst werden:

 

Inzucht & Fitness für Hunde

Inzucht & Fitness für Kamele

Für wen ist dieser Test interessant?

  • Hundebesitzer, die sich für den Inzuchtstatus ihres Tieres interessieren.
  • Zukünftige Hundebesitzer, die gerne einen Rassehund besitzen möchten, aber Wert darauf legen, dass dieser nicht „überzüchtet“ ist (Dies gilt auch für Mischlinge, da sie ebenfalls ingezüchtet sein können, wenn die Elterntiere eng verwandt sind).
  • Zuchtvereine, die der Problematik der fortschreitenden Inzucht bei ihren Rassen entgegenwirken wollen.
  • Züchter, die die genetische Vielfalt ihrer Nachkommen gewährleisten wollen.

Der Inzuchtstaus des Tieres wird anhand verschiedener Kriterien erfasst: Heterozygotie, genomischer Inzuchtkoeffizient und ROH Profil.

Was erfahre ich durch den Test?

  • Welche Tiere (im Verhältnis zu ihrer Rasse) niedrige Inzuchtwerte aufweisen und dementsprechend weniger von Symptomen der Inzuchtdepression bedroht sind.
  • Bei Tieren mit hohen Inzuchtwerten (im Verhältnis zu ihrer Rasse) können wir durch unser spezielles Aufschlüsselungsverfahren mit ROH-Profilen genau identifizieren, an welchen Stellen im Genmaterial die Inzuchtabschnitte liegen. Auf dieser Grundlage können kompatible Paarungspartner ausgewählt werden, um diese Tiere weiterhin mit gezieltem Management in der Zucht einsetzen zu können.
  • Bei Rassen mit einer Grundinzucht von unter 10% GIK ist es möglich festzustellen, ob Inzuchtwerte beim Individuum durch eine direkte Inzuchtverpaarung der Elterntiere entstanden sind (z. B. Mutter-Sohn, Vollgeschwister-Vollgeschwister).

Unser Test bietet effektive Lösungen für die Auswahl von Zuchttieren und hilft dabei, die genetische Vielfalt zu erhalten.