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Polioenzephalopathie (PE) beim Eurasier

Polioenzephalopathie ist gekennzeichnet durch anfängliche Episoden von Bewegungsstörungen und fortschreitende Beeinträchtigung der motorischen Funktionen, wobei Bewusstsein und Verhalten erhalten bleiben. Für eine angeborene Form der PE bei Eurasier-Hunden wurde in einer kleinen Familie in Großbritannien eine potenziell ursächliche genetische Variante im MECR-Gen entdeckt. In dieser Familie ist die Variante mit einem autosomal-rezessiven Vererbungsmodus vereinbar. Derzeitige Studien konzentrieren sich darauf, die Prävalenz dieser genetischen Variante in nicht verwandten Linien zu bestimmen und ihren breiteren Beitrag zur genetischen Ätiologie der Polioencephalopathie innerhalb der Rasse zu bewerten.

Generelle Informationen

Bei Polioenzephalopathie (PE) ist die graue Substanz des Gehirns, in der die Körper der Nervenzellen liegen, geschädigt. Neurologische Ausfallserscheinungen aller Art sind die Folge; deren Vielfältigkeit erlaubt keinen Rückschluss auf die Ursache. Auslöser sind meist exogen bedingte Stoffwechselstörungen, z.B. durch Vergiftungen oder Mangelernährung. Beim Menschen sind als genetische Ursachen vor allem angeborene Defekte in den Mitochondrien beschrieben.

In einer kürzlich durchgeführten Studie wurden bei drei Wurfgeschwister von Eurasier-Welpen eine PE diagnostiziert bei der anfängliche Episoden von Bewegungsstörungen und eine fortschreitende Beeinträchtigung der motorischen Funktionen beobachtet wurden; Bewusstsein und Verhalten blieben unverändert. Die Genomanalyse eines der betroffenen Tiere führte zu einer Variante (c.823A>G) im MECR-Gen als mögliche Ursache für diese vermutlich erbliche und fortschreitende PE. Beide Elterntiere waren mischerbig (N/mecr)für die Variante; 115 Eurasier-Kontrollhunde außerhalb des Vereinigten Königreichs waren frei (N/N). Auffällig ist die Ähnlichkeit zu einer seltenen Form der Dystonie im Kindesalter, die bei Menschen mit MECR-Funktionsverlustvarianten berichtet wurde.
Darüber hinaus wurde bei 2 der 3 Welpen des Wurfes eine weitere homozygote Missense-Variante im ATG4D-Gen identifiziert. Die Studie deutet darauf hin, dass die ATG4D-Missense-Mutation bei diesen Hunden möglicherweise additiv ist und zu einem schwereren klinischen Phänotyp führen kann.
Untersuchungen zum Vorkommen der Variante in den Eurasier-Populationen sollen dabei helfen den Zusammenhang zwischen MECR-Varianten und dem Auftreten der seltenen PE in der Eurasier-Population zu klären.

Symptome

Von angeborener PE betroffene Hunde zeigen früh einsetzende, neurologisch bedingte Bewegungsstörungen, die sich im weiteren Verlauf verschlimmern. Typisch sind:

  • andauerndes divergentes Schielen
  • Episoden generalisierter Ataxie
  • weit ausladener Gang mit den Vorderbeine sowie deren unkontrollierte Beuge- und Streckbewegungen.

Bewusstsein und Verhalten bleiben bei allen Hunden intakt.

Betroffene Rassen

Hunde der Rasse Eurasier und Mischlinge, in denen Eurasier beteiligt sind.

Solange das Ursprungstier nicht identifiziert ist, sind potentiell auch die Rassen, aus deren Kreuzung die Rasse Eurasier gebildet wurde (Samojede, Chow-Chow, Wolfsspitz), mit der Mutation belastet.

Testinformationen

Der Test beruht auf einer PCR-basierten Amplifikation des DNA-Abschnitts, in dem die Mutation liegt. Es handelt sich um den Austausch eines einzelnen Basenpaares (c.823A>G), der mit Hilfe der Sequenzierung des PCR-Produkts oder anderen diagnostischen Methoden erkannt werden kann.

Bestellbar unter: Polioenzephalopathie (PE) Eurasier

Übersicht zu den möglichen Testergebnissen

Laborergebnis: N/N

Kurzbefund: einerbig frei - gesund

Bewertung: Das untersuchte Tier hat in keinem der beiden MECR -Gene die untersuchte Mutation und kann diese somit nicht vererben. Bei Paarung mit einem mischerbigen Trägertier sind 50% der Nachkommen mischerbig, 50% reinerbig frei.

Laborergebnis: N/mecr

Kurzbefund: mischerbig - gesund

Bewertung: Das Tier trägt das mutierte Allel in einer der beiden Kopien des MECR-Gens und wird es an 50 % seiner Nachkommen weitergeben. Das getestete Tier wird keine Symptome zeigen, die auf der Variante beruhen. Es ist nicht ratsam, Träger von der Zucht auszuschließen, solange die Pathogenität der MECR-Variante noch untersucht wird. Um homozygot betroffene Nachkommen zu vermeiden, sollten Träger jedoch nur mit MECR N/N-getesteten Tieren gepaart werden.

Laborergebnis: mecr/mecr

Kurzbefund: reinerbig für die Mutation - betroffen

Bewertung: Das Tier hat die untersuchte Variante in beiden Allelen des MECR-Gens. Es ist zu erwarten, dass homozygot mutierte Hunde die klinischen Symptome der Polioenzephalopathie zeigen. Da die Pathogenität der MECR-Variante jedoch noch untersucht wird, ist es nicht möglich, endgültige Schlussfolgerungen für die Zucht und das tierärztliche Management zu ziehen. 

Dieser Befund wurde bisher nur bei den betroffenen Nachkommen der Ausgangsfamilie der Studie gefunden. 

Literatur

  1. Rawson F, Christen M, Rose J, Paran E, Leeb T, Fadda A. Polioencephalopathy in Eurasier dogs. J Vet Intern Med. 2024 Jan-Feb;38(1):277-284. doi: 10.1111/jvim.16945. Epub 2023 Dec 2. PMID: 38041431; PMCID: PMC10800227.
    https://onlinelibrary.wiley.com/share/6TDKDJJVIRKPXERQXBDC?target=10.1111/jvim.16945
     
  2. Online Mendelian Inheritance in Animals

 

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