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Zapfen-Stäbchen Dystrophie 4 | cord1 (crd4-PRA Teckel)

Die Zapfen-Stäbchen-Dystrophie 4 (crd4) war zuerst als cord1-PRA veröffentlicht worden, erhielt aber nach einer Bereinigung der Nomenklatur die Bezeichnung crd4-PRA, daher der Doppelname. Es handelt sich um eine genetisch bedingte Form der PRA (progressive Retinaatrophie), bei der nach gegenwärtigem Kenntnisstand mehrere Gene in einem in einem noch nicht geklärten komplexen Geschehen zusammenwirken. Als Hauptgeneffekt gilt die Mutation im RPGRIP1-Gen. Der einzige derzeit bekannte weitere Faktor ist eine Mutation im Gen MAP9. Einsetzen und Schweregrad der PRA variieren je nach Vorhandensein/Fehlen dieser Faktoren. 

Lediglich die Mutation im RPGRIP1-Gen ist derzeit durch Standard-DNA-Analytik untersuchbar.

 

DNA-Test: verfügbar im Shop

Symptome

Nach dem derzeitigen Kenntnisstand gibt es 2 Verlaufsformen: 

 

a) Frühform: 

Bereits im Alter von ca 6 Monaten zeigen sich die ersten Veränderungen in den Zapfenzellen der Netzhaut. Im weiteren Verlauf weitet sich die Zelldegeneration auf die gesamte Netzhaut aus und führt zur vollständigen Erblindung. 
Auslöser ist die reinerbig vorliegende Mutation im RPGRIP1-Gen in Verbindung mit weiteren Gendefekten

Bekannt ist die MAP9-Mutation, die jedoch als Routinetest nicht verfügbar ist.

 

b) Subklinische Form:

Kennzeichnend ist eine langsame, allmählich einsetzende Degeneration, die meist auf die Zapfenzellen der Netzhaut beschränkt bleibt. Diese sind ‚nur‘ für das Farben- und Scharfsehen erforderlich, so dass deren Beeinträchtigung lange kompensiert werden kann und die Tiere unauffällig bleiben.

Die Mutation im RPGRIP1-Gen ist hier beteiligt, aber vermutlich nicht allein verantwortlich. Als Modifikatoren gelten bestimmte Ausprägungen am MAP9-Gen, alternative Genprodukte des RPGRIP1-Gens und weitere, noch unbekannte Faktoren.

Ergänzende Informationen

Bei Langhaar-Zwergteckeln ist die Mutation im RPGRIP1-Gen als Risikofaktor für das Auftreten einer PRA in allen Lebensaltern beschrieben. 

Bei anderen Rassen gilt das Auftreten dieser Mutation bisher als Zufallsbefund ohne klinische Bedeutung. 

Der Test zur Mutation im RPGRIP1-Gen erlaubt noch keine Aussage, ob die als cord1/crd4-PRA bezeichnete Form der PRA auftreten wird. 

Unstrittig ist, dass die untersuchte Mutation [RPGRIP1:c.142_143insA(29)GGAAGCAACAGGATG] eine Wirkung entfalten kann, die beim Vorliegen weiterer genetischer Anlagen zu einer PRA führt.

Das reinerbige Vorliegen der Mutation gilt in allen Fällen NICHT als alleinige auslösende Ursache, trotzdem sollten Paarungen, bei denen Nachkommen resultieren können, die reinerbig für die Mutation sind, nach Möglichkeit vermieden werden.

Betroffene Rassen

Langhaar-Teckel (Dackel/Dachshund)

Beteiligtes Gen | DNA-Test

Mit diesem Test wird das Vorhandensein oder Fehlen der Mutation RPGRIP1:c.142_143insA(29)GGAAGCAACAGGATG festgestellt.

 

Test im Shop

 

Auch im Erbkrankheiten Teckel 1 Paket

Genotyp und Laborbefund

Vererbung: komplex

Die Symptome der Krankheit unterscheiden sich je nach der Kombination der (bekannten und unbekannten) Mutationen.  Hunde, die nur ein Allel der RPGRIP1-Mutation aufweisen, sind klinisch gesunde Träger.

 

Genotypen:
 

N/N = genetisch normal

Der Hund hat kein erhöhtes Risiko, an crd4-PRA zu erkranken und kann die Variante nicht an seine Nachkommen weitergeben. 


N/rpgrip1 = Träger = heterozygot für die Mutation

Der Hund ist ein klinisch normaler Träger und hat kein erhöhtes Risiko, an crd4-PRA zu erkranken.  Er wird die Variante mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % an jeden Nachkommen weitergeben.


rpgrip1/rpgrip1 = homozygot für die Mutation

Die Voraussetzungen für das Eintreten einer crd4-PRA sind gegeben. Diese entwickelt sich in Eintrittsalter und Schwere in Abhängigkeit von Modifikatorgenen.

Empfehlungen für die Zucht

Zum Eintreten einer crd4-PRA sind mehrere Faktoren erforderlich, von denen derzeit nur die Mutationen im RPGRIP1 und MAP9-Gen bekannt sind. Durch einen DNA-Test kann nur die Mutation im RPGRIP1-Gen untersucht werden, so dass das Ergebnis aus diesem Test nur bedingt zur Zuchtauswahl einsetzbar ist. 

Die bisherigen Studien deuten darauf hin, die RPGRIP1-Mutation in Homozygotie (rpgrip1/rpgrip1) notwendig (aber nicht ausreichend) ist, um schwere Symptome einer PRA hervorzurufen.

Der Test zu dieser Mutation kann dafür eingesetzt werden, Paarungen zu verhindern, bei denen Nachkommen entstehen, die reinerbig für die RPGRIP1-Mutation sind. 

 

Literatur

Mellersh, CS., Boursnell, ME., Pettitt, L., Ryder, EJ., Holmes, NG., Grafham, D., Forman, OP., Sampson, J., Barnett, KC., Blanton, S., Binns, MM., Vaudin, M.: Canine RPGRIP1 mutation establishes cone-rod dystrophy in miniature longhaired dachshunds as a homologue of human Leber congenital amaurosis. Genomics 88:293-301, 2006. Pubmed reference: 16806805. DOI: 10.1016/j.ygeno.2006.05.004.

 

Miyadera, K., Kato, K., Boursnell, M., Mellersh, C.S., Sargan, D.R.: Genome-wide association study in RPGRIP1(-/-) dogs identifies a modifier locus that determines the onset of retinal degeneration. Mamm Genome 23:212-23, 2012. Pubmed reference: 22193413. DOI: 10.1007/s00335-011-9384-9.

 

Weitere Informationen sind auf der Webseite Online Mendelian Inheritance in Animals verfügbar.

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